Inputs aus dem Pfarramt

Was ist Auffahrt?

Darüber denke ich nach. Es ist eine komische Vorstellung: Jesus kehrt in den Himmel zurück. Und es geschah, während er sie segnete, dass er von ihnen schied und in den Himmel emporgehoben wurde, berichtet Lukas im Evangelium die Himmelfahrt. Vergleichsweise unspektakulär kommt das rüber. Die Tiefe der Aussage passt kaum mit der Kürze des Berichts zusammen, scheint es mir. Gott verlässt die Seinen – ist es das? Nein. Es ist anders. Es ist ein Plan, an dessen Ende ein Ziel steht – der Weg ist für uns in dem Moment noch unklar. Für die Jünger zu allererst. Sie sind ja dabei. Warum, wenn er nicht bei ihnen bleiben kann, kann er sie nicht mitnehmen? Im Himmel ist es gut, schreibt die Bibel vielmals. Hier allerdings auch – empfiehlt Jesus mehrfach, das Leben anzunehmen. Es ist für die gut, die gesegnet sind mit dem Wissen um das versprochene Ziel: Einmal im Himmel sein, zu SEINER Rechten und Linken sitzend. Dort wird es vollkommen sein, was heute noch unvollkommen ist. Begonnen hat es jedoch hier und heute.

Im Moment schauen wir IHM unscharf nach. So ähnlich, wie wenn man die Brille vergessen hat. Daher kommt auch diese Spur von Angst, alleine stehen gelassen zu sein. Blind, weil ER nicht mehr da ist. Hilflos, weil das Bild so unscharf ist.

Für das Unbekannte braucht es Mut. Jesus sagt: Seid gewiss, ich sende, was der Vater mir verheissen hat, auf euch herab. Ich verstehe IHN so: ‹Ich mache mich nun auf den Weg. In dieser Zeit können wir nicht miteinander kommunizieren. Aber sobald ich angekommen bin, schicke ich euch eine Nachricht.› Nur dass es eben beim HERRN kein WhatsApp à la «Bin gut angekommen. LG J.» sondern der Heilige Geist ist. Anspielung und Vorhersage des Pfingstfestes, das auf den Auffahrtstag folgt.

Für uns ist Auffahrt zunächst ein Schritt ins Ungewisse. Für Jesus ist es eine Fortsetzung des Weges, der schon längst begonnen hatte. Unser Weg wird dabei gebahnt, damit wir irgendwann folgen können. Jesus war schon auf diesem Weg mit seinen Vertrauten. Der Gesalbte wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen. Der Weg durch Palästina hin auf den Berg nach Jerusalem gehörte gleichermassen dazu. Auch der Tempelt steht erhöht. Sogar die Schädelstätte – das sogenannte Golgatha, wo ER gekreuzigt wurde. All das wurde auch nicht ständig hinterfragt. Doch die Jünger konnten eben dabei sein. Jetzt können sie das nicht.

Die Jünger sind logischerweise verunsichert: Wo ist Gott, wenn er vor unseren Augen empor zum Himmel gehoben wird und wir ihm nicht folgen können? Eine Frage, die mir so oder ähnlich gestellt wird. Wie sieht der Himmel von hier aus? Wo ist Gott in der Welt, wenn er doch eigentlich dort oben ist? Sie könnten es beliebig fortsetzen. Es sind alles gute, wichtige Fragen. Es sind Fragen nach Gott im Leben – was könnte wichtiger sein?

Sie kehrten dann mit grosser Freude nach Jerusalem zurück, erinnert sich Lukas. Der Abschied war für die Jünger tragbar, denn sie vertrauten IHM. Der Glaube ist stärker als die Skepsis. Alles ist ein Teil des Daseins. In den wirklich wichtigen Fragen muss aber das Vertrauen in Gott das stärkste Gefühl sein. Auch das lerne ich von den Jüngern in dem kurzen Auffahrts-Bericht.

Der letzte Satz - im Übrigen noch der letzte Satz des gesamten 24-Kapitel starken Lukas-Evangeliums – : Und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott. – Die Zeugen der Auffahrt gingen von da an regelmässig in die Kirche und begegneten Gott im Gebet. In der Gemeinschaft derer, die Glauben, ist Gott immer in der Mitte. Darum mache ich Ihnen einmal mehr gerne den Gottesdienstbesuch beliebt. ER wird dort mit dabei sein. Spürbar. Lebendig und scharf. Zu erkennen für Auge und Herz.

Pfr Johannes C. Keller

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